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Gentrifizierung ist ein Begriff, den viele bestimmt schon einmal gehört haben. Trotzdem ist es schwer, sich darunter etwas Konkretes vorzustellen. Um Stadtentwicklung besser zu verstehen und Gentrifizierung greifbarer zu machen, hat der E-Jahrgang am 18.06.2025 im Rahmen des Geographieunterrichts die HafenCity und das Schanzenviertel in Hamburg besucht.

Der Ausflug bestand aus zwei Stationen, die die Kurse in unterschiedlicher Reihenfolge besuchten: der moderne Stadtteil „HafenCity“, der sich von der Elphilharmonie bis zum halbfertigen Elbtower erstreckt, und der alternative Stadtteil „Sternschanze“, der besonders für seine vielen Bars und Cafés bekannt ist.

Unser Geo-Kurs startete in der HafenCity mit einer Führung durch den neuen Stadtteil, vorbei an Hochhäusern und kleinen Häfen, für die Schiffe heute viel zu groß sind, und einer Grundschule mit einem Schulhof auf dem Dach, bis hin zum Überseequartier mit dem neuen Westfield Center. Anhand solcher Beispiele erklärte uns ein Guide der HafenCity Hamburg GmbH, was die Ziele der modernen Stadtentwicklung sind. Neben der Integration von Sozialwohnungen ist auch die Absicherung gegen Überflutungen ein wichtiges Thema. Dazu werden die meisten Gebäude auf Warften gebaut, sodass sie weiter über dem Meeresspiegel liegen als frühere Gebäude. Zudem sollen in der HafenCity verschiedene Grundfunktionen wieder vermehrt gemischt werden, sodass z.B. Wohnungen und Arbeitsplätze nicht geographisch getrennt sind, wodurch viel Autoverkehr entsteht. Stattdessen finden sich in der HafenCity Wohnungen, Arbeitsplätze und Erholungsorte nebeneinander. Das trifft auch auf das Überseequartier, einen Teil der HafenCity, zu, in dem sich meist im Erdgeschoss Läden oder Restaurants und Cafés befinden und die restlichen Stockwerke bewohnt werden.

Weil die HafenCity seit 2001 neu erbaut wird, hat hier keine wirkliche Gentrifizierung stattgefunden. Um uns von diesem Thema trotzdem ein Bild zu machen, ging es für unseren Kurs im Anschluss in den Stadtteil „Sternschanze“. Im Gegensatz zur HafenCity ist die Sternschanze deutlich bunter, es gibt viele Graffitis und überall werben farbenfrohe Plakate für Musikveranstaltungen, Festivals und Flohmärkte. Hier ist die Gentrifizierung im vollen Gange.

Gentrifizierung, das bedeutet, das einzelne Stadtteile baulich und sozial aufgewertet werden. Dabei entdecken zunächst Künstlerinnen und Künstler oder Studentinnen und Studenten, die sogenannten Pioniere, die vernachlässigten und heruntergekommenen Viertel, weil man dort günstig leben kann.  Die Pioniere renovieren die alten Gebäude selber und auch Investoren werden auf das Potential dieser Viertel aufmerksam. Sie sanieren heruntergekommene Gebäude, wodurch die Mietpreise dort steigen. So werden zuerst die Alteingesessenen verdrängt, die sich eine Wohnung in ihrem Viertel nicht mehr leisten können, und später auch die Pioniere, die durch die sogenannten Gentrifier mit höherem Einkommen verdrängt werden. Durch die Gentrifizierung entstehen teure Wohnviertel, in denen sich einkommensstarke Gruppen sammeln, während einkommensschwächere Menschen ihr Zuhause verlassen müssen. Deshalb verstärkt Gentrifizierung die soziale Ungleichheit, weil sich verschiedene Gesellschaftsschichten nicht mehr mischen.

In der Sternschanze kann man viele dieser Phänomene beobachten. Die Plakate für Kulturveranstaltungen und Street-Art-Werke deuten z.B. auf eine lebendige Kunstszene hin. Trotzdem ist die Sternschanze schon in einer späteren Phase der Gentrifizierung. Symbolisch dafür stehen neue Gastronomie-Ketten wie „Haus des Döners“ oder das Restaurant von Fernsehkoch Tim Mälzer. Die bunten Plakate, die Flohmärkte und Second-Hand-Shops sind nur noch Spuren der Pioniere der Sternschanze. Denn obwohl dort nur noch wenige Studierende, Künstlerinnen und Künstler leben, behält das Viertel seinen Ruf als alternativer, kreativer Stadtteil.

An diesem Tag haben wir in Hamburg viele Gegensätze gesehen: kontrollierte und organische Stadtentwicklung, moderne Gebäude und bunt bemalte Altbauten, ein neuer und ein gentrifizierter Stadtteil. Denn das alles gehört zu einer Stadt wie Hamburg und Gegensätze wie diese machen gerade Großstädte so besonders.