Von Jana Sönnichsen, Q1
Mein Besuch des 203. Jugend-Presse-Kongresses begann passend zu den Themen Nachhaltigkeit und Mobilität: Mein Zug hatte drei Stunden Verspätung. Anlass genug für etwa einhundert junge engagierte Menschen, sich vom 26. September bis zum 28. September 2025 in einem Kongresshotel in Berlin-Moabit zusammenzufinden und mit Experten über die Mobilität der Zukunft zu diskutieren. Doch es ging nicht nur darum, über Zukunftsziele zu reden. Anhand von vier konkreten Zielen für die Zukunft wurde deutlich, wie bei diesem Medienworkshop aktiv an der Umsetzung einer nachhaltigen Welt gearbeitet wurde.
Im Jahr 2015 beschlossen die Vereinten Nationen ein Paket von globalen Zielen, die seitdem häufig als Maßstab zur Bewertung politischer Maßnahmen herangezogen werden: die 17 Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Im Laufe des Wochenendes bekamen wir die Möglichkeit, mit Prof. Dr. Joseph Löffl, Leiter des Instituts für Wissenschaftsdialog an der TH Ostwestfalen-Lippe, zu sprechen. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit intensiv mit den SDGs und bezeichnet sie als Utopien. Obwohl das nach einer unerreichbaren Welt klinge, seien die SDGs wichtig, sagte er. Denn sie geben eine Handlungsorientierung und setzen den Fokus auf langfristige Entwicklung statt auf kurzfristige Problemlinderung.
SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Das erste Entwicklungsziel begegnete uns bereits am Samstagmorgen, der mit einem Vortrag begann. Oliver Maksan, Journalist bei der Neuen Zürcher Zeitung, widmete sich dem Thema „Fakten, Fake News und Fiktionen – wie Medien unsere Wahrnehmung prägen“. Während es bei der Diskussion um Falschnachrichten häufig darum ginge, dass sie die Gesellschaft polariseren, argumentierte Maksan, die Angst vor Fake News sei mindestens so gefährlich wie Fake News selber. Er vertrat die Meinung, dass durch die Darstellung von Desinformation als großes Problem der Demokratie erst viele Menschen das Vertrauen in die Medien verlören. Darüber konnten wir Jugendlichen im Anschluss in einer Fragerunde mit ihm diskutieren, sodass nicht nur der Vortrag inhaltlich den Schutz von starken Institutionen wie den Medien aufgriff, sondern auch aktiv der Austausch im Plenum und die Auseinandersetzung mit dem Thema gefördert wurde.
SDG 4: Hochwertige Bildung
Im Anschluss ging es in einzelnen Workshops zu den Themen TV, Podcast oder Print weiter, in denen Menschen mit jahrelanger Erfahrung in der Medienbranche uns journalistische Techniken vermittelten. Nach einer kurzen Theorieeinheit konnten wir dieses Wissen direkt in der Praxis anwenden. Bereits in der Mittagspause begannen wir in Kleingruppen damit, uns Fragen für spätere Interviews zu überlegen.
SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Denn nach der Pause ging es direkt weiter mit vier Vorträgen zu den Kongressthemen Nachhaltigkeit und Mobilität. Prof. Dr. Joseph Löffl präsentierte die 17 Sustainable Development Goals und der Vorstand der Deutschen Eisenbahn Service AG, Dr. Ralf Böhme, sprach über die Chancen für das Bahnwesen durch die Liberalisierung des Schienenverkehrs. Das bedeutet, dass mehr Unternehmen für den Schienenverkehr zugelassen werden und durch den größeren Wettbewerb im Idealfall die Qualität des Bahnwesens erhöht werden kann. Michael Herrmann referierte des Weiteren über verschiedene Möglichkeiten für nachhaltigere Autoantriebe und Dr. Henrik Becker sprach über die Idee der Smart Cities, in welchen digitale Technologien bei der Steigerung der Lebensqualität helfen sollen. Nach dem letzten Feinschliff an den Interviewfragen musste es schnell gehen, denn die Experten standen jedem Team für einen bestimmten Zeitraum in der Medienbörse für ein Gespräch zur Verfügung. Während die Podcast-Teams ihre Interviews dort aufzeichneten, hatten die TV- und die Print-Teams noch damit zu tun, ihre Moderation aufzunehmen und ihre Texte zu verfassen. Doch am frühen Samstagabend konnten alle ihre Arbeit beenden und wir hatten den restlichen Abend zur freien Verfügung.
SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
In Gruppen konnten wir die Hauptstadt auf eigene Faust erkunden. Dabei kamen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Gespräch miteinander und es formten sich Gruppen und Freundschaften. Jeder, der an einem solchen young-leaders-Event teilnimmt, wird mit einem neuen Netzwerk an interessanten Menschen zurückkehren, mindestens in Form von Instagram-Freundschaften.
Ein solches Netzwerk ist viel wert. Young leader nennt uns Teilnehmerinnen und Teilnehmer „jungen Multiplikatoren“. Diese Idee der Vervielfachung zeigt, dass viele Menschen gemeinsam etwas verändern können, was man sich als einzelner nicht einmal vorstellen kann. Ein soziales Netzwerk bringt uns weiter, genauso wie das Schienennetz mich an diesem Wochenende nach Berlin gebracht hat – nur ohne die Verspätung. Und an diesem Wochenende haben wir nicht nur fachliches Wissen über Mobilität erlangt, sondern wurden auch emotional bewegt und persönlich weitergebracht.


