Lavinia Speck, 10a

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Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme der 10. Klassen

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – so lautet der erste Artikel des deutschen Grundgesetzes seit dem 8. Mai 1949. Damals, während des zweiten Weltkrieges, galt dies jedoch nicht. Die Menschen, die zu dieser Zeit lebten, mussten schreckliches Leid erfahren, das die Geschichte bis heute noch prägt. Ab 1933 gab es Konzentrationslager, in denen Männer und Frauen ihr Leben durch harte Arbeit verloren.


Dabei muss man zwischen Arbeits- und Vernichtungslagern unterscheiden. In einem Arbeitslager mussten die Gefangenen, z.B. Homosexuelle, harte Arbeit ausüben, bis sie ums Leben kamen, weil die Lebensumstände schrecklich waren. Ein Vernichtungslager diente dazu, damals nicht akzeptierte Gruppen von Menschen umzubringen, zu vernichten. Die meisten dieser Opfer waren Juden.
Ein solches Arbeitslager gab es bis 1945 u.a. in Neuengamme, Hamburg, das heute eine Gedenkstätte ist.
Alle 10. Klassen unserer Schule fuhren am 19. und 22. Februar diesen Jahres in diese Gedenkstätte, um Eindrücke aus der grausamen Zeit zu bekommen, unter welchen Bedingungen die Menschen leben und arbeiten mussten, da das definitiv ein ganz anderes Gefühl gibt, als wenn man sich Bilder anschaut, die schon sehr heftig sind.
Der Aufenthalt dauerte ca. vier Stunden, in denen wir sehr viel Neues zu unserem Vorwissen dazulernen konnten. Die ganze Zeit begleitete uns eine nette Frau, die sehr respektvoll mit diesem sensiblen Thema umgehen und sehr viel erzählen konnte. Gemeinsam schauten wir uns einige Ausstellungen, wie die Haupt- und SS-Ausstellung, an, in denen interessante Informationen zu verschiedenen Bereichen gezeigt wurden. Ein Beispiel sind alte Tagebücher oder Uniformen.
blankAuf dem Gelände standen die alten Baracken nicht mehr, sondern nur noch Steine in den Umrissen dieser. Nur in einer Miniatur-Darstellung sahen wir, wie es innen ausschaute. Dadurch, dass sie nicht mehr dastanden, wirkte alles viel größer und weitläufiger; es wurde erst sichtbar, wie riesig der Platz überhaupt ist. Und wenn man sich dann noch vorstellt, dass dort über den gesamten Zeitraum ca. 110.000 Menschen gefangen waren, damit sie sich zu Tode arbeiten konnten, möchte man am liebsten all diese Ereignisse ungeschehen machen.
Während unseres Aufenthaltes konnte wir auch einen restaurierten Wagon sehen, mit dem die Menschen damals in dem Lager ankamen. Die Geschichten, die uns erzählt wurden, waren grauenhaft. Dass sie lange Zeit fuhren, um dort zu landen. Dass sie kaum etwas zu essen bekamen, obwohl sie doch Hunger hatten. Dass so viele Leute auf so engem Raum sein mussten, weil das so beschlossen wurde. Das war alles, aber nicht gerecht. Und dann war da auch noch der Platz, wo das Krematorium einmal war. Allein der Gedanke daran, was dort passierte, lässt mich erschaudern. Da wird auch auf einmal klar, warum das KZ so weit entfernt von der Stadt liegt: weil es niemand mitbekommen sollte.
Ein Arbeitskommando, das es früher dort gab, war dasjenige in der Tongrube. Diese gibt es noch immer, aber die Geschichte dazu wurde uns nur erzählt. Die Gefangenen hatten schlechte Werkzeuge, mit denen sie, bei egal welchem Wetter, Ton aus dieser Grube in die Loren schaufeln sollten. Aber damit war noch nicht genug: Ihnen wurde die Arbeit erschwert, indem die Loren umgestoßen wurden, um sie alles noch einmal machen zu lassen, denn sie hatten keine Wahl; mit eigener Kraft mussten diese dann noch geschoben werden, aber diese Kraft war irgendwann nicht mehr vorhanden. Sich dort so frei zu bewegen, fühlte sich merkwürdig an.
Hauptsächlich aber wurden in dem KZ Züge blankund später auch Waffen sowie Munition hergestellt.
Der letzte Ort, an dem wir waren, war das Haus des Gedenkens. Wir haben es zeitlich nicht mehr geschafft, es uns von innen anzuschauen, aber der Blick von außen reichte schon, ein bedrückendes Gefühl zu bekommen, das schon die ganze Zeit da war, aber noch verstärkt wurde.
Rund 55.000 Verstorbene an einem einzigen Ort. Das bringt definitiv zum Nachdenken. Die Bilder und Eindrücke von diesem Besuch gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Mich persönlich hat es sehr getroffen, so etwas zu sehen. Da zu stehen, wo einmal so viel Schreckliches passierte. Einmal da gewesen zu sein, gibt noch einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte, die am besten nie passiert wäre. So viel Leid und Trauer, das hätte erspart bleiben können, nicht nur an diesem, sondern an allen Orten, an denen so etwas geschah. Eine Zeit wie diese darf in Zukunft nie wieder passieren. Das hat mir dieser Besuch gezeigt.
Die Geschichte können wir nicht rückgängig machen, aber wir können daraus lernen. Wir müssen uns gegen Rechts und für die Demokratie engagieren. Denn die Demokratie darf nicht noch einmal gefährdet werden – sie ist wertvoll für unsere Gesellschaft und den Zusammenhalt in unserem und anderen Ländern.